Vom “Schleifen” in der Gemeinde Christi (Ekklesia)

Ekklesia

Ekklesia, das Wort kann man auch übersetzen mit “Herausgerufene”, Es ist die Gemeinschaft derer, die von Jesus Christus durch das Evangelium aus der Welt herausgerufen wurden und die Jesus Christus ernsthaft nachfolgen.

In der Christenheit jedoch sind die meisten Christen der Ansicht, es sei genug, ein Übergabegebet zu sprechen, vielleicht noch ein wenig Buße zu tun und sich taufen zu lassen, dann des Weiteren zu versuchen, alles möglichst richtig zu machen, um später in den Himmel zu kommen. Wer jedoch Jesus nachfolgt wird mit der Zeit merken, dass wir dieser bessere Mensch nicht aus eigenem Bemühen heraus werden können, denn dazu brauchen wir unbedingt Gott. Versuchen wir es aus eigener Kraft, müssen wir in die Irre gehen, denn dann gehen wir ja wieder ohne Gott. Es geht nicht mehr darum, sich selbst auszuleben mit dem eigenen Bauchnabel als Zentrum, sondern es geht darum, den Willen Gottes zu erkennen, zu assimilieren und zu tun.

Gott möchte uns verändern, uns Seinem Sohn Jesus ähnlich machen. Dazu braucht es unser ausdrückliches Einverständnis. Da wir aber träge sind, wird das Gott einiges an Erziehungsmaßnahmen kosten – und das wird nicht ohne Schmerzen oder Probleme abgehen. So ist dies letztlich ein längerer Prozess, der unseren Charakter mehr und mehr verändert, unsere Herzen weicher macht, der aber seinen großen Lohn hat.

Gottes Erziehung

Ekklesia
S. Hofschlaeger / Pixelio.de

Wie arbeitet Gott an uns? Er schenkt uns Herausforderungen. Manchmal lässt er es richtig krachen zwischen den Menschen in der Ekklesia. Er schickt uns Menschen, die unser Blut reizen, die uns aufregen, unsere Knöpfe drücken, uns nervös machen, die genau die Schwächen haben, die wir keinesfalls ertragen können. So müssen wir erleben, dass wir noch keineswegs den Nächsten lieben wie uns selbst, dass wir noch keineswegs gut und untadelig sind. Wir hören unsere schwarzen Gedanken zu der Person, halten sie für wahr und geraten in eine Zwickmühle. Einerseits Sind unsere Emotionen aufgeputscht und voller Abwehr gegen Menschen, andererseits wissen wir genau, dass wir Gott gehorsam sein sollten, der doch in der Bibel (und auch in unseren Herzen) von uns verlangt einander zu lieben. So treibt Er uns in eine Entscheidungsnot hinein. Sollen wir uns von diesen Menschen trennen? Oder wie sollen wir mit unseren Gefühlen und Gedanken umgehen?

Er lässt uns die Wahl

Gott lässt uns die Wahl, und Er respektiert sie. Wir erleben dann allerdings auch die Folgen dieser Wahl, denn Trennungen, Parteiungen und Spaltungen verurteilt Er in Seinem Wort. Doch bevor wir uns entscheiden, sollten wir abwarten, das Gespräch mit Gott suchen und tief in uns gehen, um genauer zu erforschen, was Gottes Wille für uns wirklich ist, und auch, was die wahre Ursache unserer Widerspenstigkeit ist. Widerspenstigkeit besteht in den allermeisten oder sogar in allen Fällen aus Projektionen, die aus alten, schmerzlichen Erfahrungen als Schutzmechanismus aufsteigen.

Ablehnung und Trennung ist schon immer die Strategie des gottlosen Egos zum überleben. Meist kommt auch noch Stolz im Schlepptau. Wir tragen plötzlich wieder – getriggert durch das Verhalten eines Menschen – zahllose Urteile in uns und finden immer mehr am Anderen auszusetzen, je länger wir im Zustand der Ablehnung verharren. Je länger wir den negativen Gedanken zuhören, umso schlimmer wird es, um so höher wird die Mauer des Stolzes, und umso mehr glauben wir diese Gedanken.

Gott will uns verändern

Doch wir können den Anderen nicht ändern! Wir können noch so viel darüber nachdenken, warum er Schuld ist, warum er blöd ist, warum er ein Idiot ist, warum das völlig inakzeptabel ist was er tut – wir können ihn nicht ändern. Wir können nur uns selbst ändern, und selbst das können wir nicht selbst tun, sondern wir müssen es Gott tun lassen. Der Weg ist Selbsterkenntnis! Wir gewinnen wir die? Wir sollten uns einige Fragen stellen: Sind wir in Übereinstimmung mit dem was Gott für uns will? Sind wir noch in der Spur der Bibel oder basteln wir uns gerade unsere eigene Wirklichkeit? Ist das alles wirklich wahr was wir denken und fühlen? Was ist die Wahrheit? Und vor allem: was ist Gottes Wahrheit dazu?

Wir brauchen den Heiligen Geist…

…um wirklich die Zusammenhänge zu verstehen, deshalb sollten wir Ihn einladen, uns von der Wahrheit zu überführen, uns in die Wahrheit hinein zu führen, mit uns zu sprechen und uns zu zeigen, wo wir falsch liegen. In tiefem Gebet, der Kommunikation mit Gott und im Abgleichen mit der Bibel werden wir erleuchtet und können plötzlich erkennen, wie falsch wir lagen. Wir sehen plötzlich, wie unfähig wir sind, wirklich Jesus nachzufolgen, wie schwach und ja, wie unrein wir sind. Welcher Pfuhl wohnt doch noch immer in uns aus Überheblichkeit und Stolz.

Auf diese Erkenntnis kann nur Buße folgen, Reue und Umkehr. Die Einsicht, wie unrein wir im Grunde sind, sowie die Ohnmacht, dies selbst zu ändern treibt uns mit Macht in Gottes Arme. Und wie bei der Geschichte mit dem verlorenen Sohn erleben wir das Unerwartete: Der Vater hat bereits auf uns gewartet und läuft uns entgegen.

Umkehr segnet

Das sind so kostbare Prozesse, die man allein im stillen Kämmerlein, aber noch besser vor Zeugen (Brüdern und Schwestern) erleben kann. Sind Andere dabei, so segnet unsere Buße und Umkehr auch sie und berührt ihre Herzen. Und die Einheit miteinander wird gestärkt im gemeinsamen Gebet und Erleben der Liebe Gottes. Wir dürfen jede Schwäche zugeben und uns ganz öffnen, wenn wir mit Menschen unseres Vertrauens zusammen sind, die ebenfalls Jesus nachfolgen. Die Rebellion weicht der süßen Gewissheit, dass Gott uns vergeben hat, dass Er da und wirksam ist. Denn unser Herz ist wieder weich geworden, und wir beginnen mit dem Menschen, den wir zunächst so sehr ablehnten, auf einer neuen Stufe in Liebe und Eintracht. Wir können dann auch ihn um Vergebung bitten und uns sozusagen neu verbrüdern.

Gott nimmt sich unserer an, Er tröstet uns und erfüllt uns mit Seiner Liebe und Seinem Frieden. Er liebt es, wenn wir unsere Schuld eingestehen und bekennen und uns Ihm überantworten.

Es geht also niemals darum, andere Menschen zu verändern oder zu belehren, sondern es geht immer nur um uns selbst und Gott, und sich selbst von Gott verändern zu lassen, sich Ihm hinzuhalten im Austausch, im Gebet, sich Ihm auszuliefern, Sein Wirken zu erwarten und auf Ihn zu hören.

Das gottlose Ego* darf gehen

Wenn wir dies immer wieder praktizieren, so geschieht es, dass das gottlose Ego* mehr und mehr stirbt und wir sanftmütiger und stärker werden in Ihm. Deshalb sagt Gott in der Bibel, wir sollen nicht nur das Wort hören und lesen, sondern danach handeln (Jak. 1, 22)! Tun wir dies so ähnlich wie eben beschrieben, ist das herrliche Geschenk die Aussöhnung mit Gott, mit dem betreffenden Menschen und vor allem mit uns selbst. Wir werden befreit aus dem Gefängnis der Bitterkeit, des Ärgers, des Vorwurfs, fühlen uns nicht mehr getrennt von Gott sondern jungfräulich und sauber.

Es wird wieder Anfechtungen geben, doch wir lernen mehr und mehr, wie wir ihnen begegnen können, worauf es ankommt und wo es hin gehen soll. Immer öfter erleben wir Gott in unseren Herzen und in unserem Leben, und die Beziehungen entspannen sich und werden leicht.

Gott liebt die Demütigen

Gott liebt die Menschen so sehr, und noch viel mehr wenn sie ihren Stolz ablegen und sich vor Ihm als ohnmächtig und schwach bekennen. Nicht um den starken Macker zu machen, nicht weil er machthungrig ist, sondern um uns zu verändern in das Bild Seines Sohnes, der diese Liebe lebte bis in den Tod. Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen wendet Er sich zu. (Jak. 4, 6) Warum ist das so? Weil Er sich nicht mit der Unreinheit verbinden kann. Heiligkeit kann nur Heiligkeit in sich einschließen. Deshalb bringt uns nur wachsende Reinheit näher zu Ihm. Wachsende Reinheit, die nur Gott schenken kann und nicht aus eigenem Können erwächst.

Die Tatsache, dass Gott die Demütigen liebt, wird von den meisten Menschen falsch verstanden und deshalb abgelehnt. Wir projizieren unsere schlechten Erfahrungen mit unseren Eltern und Autoritätspersonen auf Gott und denken, Er sei streng und hart. Wir lehnen uns gegen Ihn auf, weil uns nicht gefällt, was Er uns in unserem Leben vor die Nase setzt. Doch das Gegenteil ist der Fall. Gottes Erziehung geschieht immer nur aus Liebe zu uns. Das kann vielleicht nur verstehen, wer das in der Tiefe erlebt hat. Doch es lohnt sich mehr als alles Andere, diesen Weg zu gehen, weil er in die Tiefe führt und eine wahre und dauerhafte Herzöffnung bewirkt. Gott klopft uns weich.

Weich, aber kein Weichei

Sich gegen Trennung und für Liebe zu entscheiden bedeutet nicht, dass wir uns alles bieten oder gefallen lassen müssen. Doch alles was wir sagen und tun, sollten wir mit Gott abgleichen, mit Seinem Wort und mit dem was wir von Ihm hören. Dann können wir authentisch und gerade und vor allem wahr sein. Wir dürfen beurteilen, sollten jedoch nicht verurteilen. Die harten Gedanken sollten wir für uns behalten und dem Herrn hin legen, es mit Ihm klären und nicht im Außen. In diesem Ringen mit einander und mit sich selbst können wir unseren Standpunkt finden, in dem wir letztendlich die sein dürfen, die wir sind, und der Andere der sein darf, der er ist. Wir lernen miteinander und aneinander. So schleifen wir uns auch aneinander – wie Rohdiamanten, die immer glänzender werden. Und wir finden Wege, wie wir einander nicht nur ertragen, sondern lieben können, ohne Hass, Ärger oder Stolz zu kultivieren und statt dessen immer wieder eines Herzens in Gott zu sein.

*Anmerkung: Mit dem Begriff “gottloses Ego” ist nicht das Ego gemeint, das spirituellen Philosophien nach aufgelöst oder abgelegt oder transzendiert werden soll. Vielmehr ist der Teil der Persönlichkeit gemeint, der es von Geburt an mehr und mehr gelernt hat, sein Leben eigenmächtig und ohne Gott zu bestimmen, Entscheidungen nach egoistischen Motiven selbst zu treffen, ohne die höhere Instanz Gott zu fragen, oder ohne an Ihn als höhere Macht zu glauben. Dieses Verhalten hat unsere Persönlichkeit geprägt und ist schwer abzulegen. Es ist schwer, aber nicht unmöglich. Es geht also nicht darum, sich in etwas Höherem aufzulösen oder Ähnliches, sondern sich seiner gottlosen Verhaltens- und Denkstrukturen bewusst zu werden und diese bewusst vor Gott zu legen, um mit Ihm gemeinsam neue Wege zu finden.

Fotos von Pixelio.de: 788823-Burkhard Vogt/ 596322-Jorma Bork/

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