Das Absolute und das Relative

Lügen SatansErwachen

Das Absolute und das Relative
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Ich las heute in alten Tagebüchern aus der Zeit meines „Erwachens“ und stieß auf den Namen John de Ruiter. Den fand ich früher gut und spannend. Ich wollte wissen, ob er noch lebt und lehrt und surfte nach ihm im Netz. Auf Wikipedia stand, dass es 2023 eine Festnahme gab wegen sexuellen Missbrauchs einiger seiner Nachfolgerinnen. Auch andere unschöne Sachen gab es da zu lesen. Und mir kam sofort der Satz von Jesus zu Seinen Jüngern in den Sinn:

An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Sammelt man auch Trauben von Dornen, oder Feigen von Disteln? So bringt jeder gute Baum gute Früchte, der schlechte Baum aber bringt schlechte Früchte. Ein guter Baum kann keine schlechten Früchte bringen, und ein schlechter Baum kann keine guten Früchte bringen. Jeder Baum, der keine gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen. Darum werdet ihr sie an ihren Früchten erkennen.

Matthäus 7, 16-20

Jesus warnt sie hier vor falschen Propheten… Schau dir das Leben eines Menschen an und was er tut, was er für Früchte bringt – dann weißt du, bzw. kannst erahnen, wo er gewurzelt ist, und ob er dein Vertrauen wirklich verdient.

Ich las über J. d. R., dass er früher eine Bibelschule besucht hatte und Praktikant bei einem lutherischen Pastor war. Dann muss er so etwas wie Erwachen erlebt haben, und ging von da an seinen Weg alleine weiter als spiritueller Lehrer.

Ich kenne es ja auch – dieses „Eintauchen in den Strom“. Man hat das Gefühl, angekommen zu sein. Die „Erleuchtung“ ist im Buddhismus das, was alle wollen, und es fühlt sich plötzlich so an, als sei man die Unendlichkeit, die alles weiß.

In Wirklichkeit ist zwar vieles weg gefallen, die gefühlte Befreiung ist immens – dennoch ist man im Grunde der gleiche Mensch wie vorher, nur dass man ein Mensch mit einer sehr besonderen Erfahrung ist. Man ist für ein paar Jahre geklärter, doch diese Erfahrung macht einen nicht zu einem besseren Menschen, und sie macht auch nicht wirklich weise.

Nun hängt es stark davon ab, in welche Konzept-Welt man diese Erfahrung einsortiert, wo man sich also nun beheimatet. Und hier liegt für mich eine Gefahr – wenn man sich nicht an den Lehren der Bibel orientiert. Nirgendwo sonst werden die Prinzipien von Vergebung und Liebe so gelehrt wie in der Bibel.

Im Grunde wollen alle religiösen und auch spirituellen Menschen nichts anderes, als hin zu Gott zu kommen und bei Ihm zu sein und zu bleiben. Doch wer oder was ist denn Gott? Was ist wahr? Wo liegt die echte Wahrheit?

Nur Einer hat jemals gesagt: ich bin der Weg, ich bin die Wahrheit, ich bin das Leben! Und niemand kommt zum Vater denn durch mich. Sollten das leere Worte gewesen sein? Sollten diese Worte Lüge gewesen sein? Warum hat Jesus das gesagt, wenn es nicht stimmt? Jesus steht für mich unzweifelhaft an höchster Stelle, und ich kann seine Worte nicht bezweifeln. Deshalb nehme ich sie als Wahrheit an!

Jesus war Jude, und er glaubte an die Schrift! Er hat sich mehrfach darauf bezogen, sie zitiert, sie angewendet. Der Vater, von dem er immer sprach, ist Jehova, der Gott der Bibel. Er war ihm so vertraut, dass er „Vater“ zu ihm sagte, Abba. Wenn überhaupt irgendein Mensch dazu prädestiniert ist, Vorbild zu sein, dann ist es Jesus Christus.

Können wir uns wirklich selbst Führer sein, wie die spirituelle Welt lehrt? (Höre auf die innere Stimme, dein Bauchgefühl, dein Herz, dein was auch immer…) Nein, denn wir sind nicht wirklich verwandelt! Und unser Herz ist nicht wirklich sauber! Wir möchten das aber so gerne glauben!

Wer nicht im biblischen Glauben beheimatet ist, oder sogar den Glauben an einen Gott, der persönlich wirkt und schöpft und lebt – aufgrund der besonderen Erwachens-Erfahrung verwirft, der wird unmerklich nach und nach orientierungslos, bzw. er orientiert sich nur an sich selbst. Mit der Zeit ist man aber zunehmend realen und wirksamen Kräften ausgeliefert, die man nicht kennt, weil man nicht an sie glaubt.

Man sieht sich als frei und befreit – das fühlt sich gut an – man hat aber auch keine Leitlinien, keine Grenzen, kein Vorbild, das jeder Mensch braucht, selbst wenn er sich als reinen Geist interpretiert. Ohne Ideal werden wir selbstherrlich, denn jeder Impuls wird fälschlicherweise als göttlich gedeutet. Dabei ist man in Wahrheit wie ein Boot ohne Anker.

Deshalb bete ich für Jeden um die Erkenntnis, dass das Erwachen selbst gut und befreiend sein kann, jedoch durch die damit verbundenen Konzepte immer auch die Verführung beinhaltet, sich selbst zum Gott zu erheben .

Selbst wenn es Der heilige Geist sein sollte, der aufscheint, so wird er sofort missbraucht und in Konzepte gesperrt, die der Idee der eigenen Göttlichkeit dienen. Und Der heilige Geist wehrt sich nicht dagegen, denn dieser liebevolle Geist ist per se sanftmütig, unaufdringlich und so sensibel, dass er sich zurückzieht, wenn er nicht eingeladen wird.

Denn man hört eben NICHT die Stimme der Wahrheit, sondern die der Verführung. Selbst wenn es ein göttliches Geschenk ist, sich als Geist zu erkennen und so sehr befreit worden zu sein, so ist dieses Geschenk sofort ein Opfer der Überzeugungen. Man unterwirft es sich, der eigenen Unreinheit, ohne es zu merken.

Die Gedankenwelt des Neo-Advaita oder ähnlicher Lehren bringt jede Menge Mehrwert für einen selbst, nämlich den eines Menschen, der glaubt, Gott zu sein – Ich als alles und alles als Ich. Kaum hat man das alte Ego transzendiert, erzeugt man durch seinen Glauben eine innere Welt, die sich nicht mehr belehren zu lassen braucht, die alles schon weiß, die alles besser weiß, besser auch als Jesus Christus und die Bibel.

Denn ich sage kraft der Gnade, die mir gegeben ist, jedem unter euch, dass er nicht höher von sich denke, als sich zu denken gebührt, sondern dass er auf Bescheidenheit bedacht sei, wie Gott jedem Einzelnen das Maß des Glaubens zugeteilt hat.‭

Römer 12,1-2

Die Bibel sagt nirgendwo, dass wir Gott sind. Sie sagt jedoch, dass wir uns von Ihm heiligen lassen sollen. Das bedeutet, dass wir Jesus ähnlicher werden können, wenn wir immer wieder unsere Schwächen, wie Wut Ärger, Hass, vor Gott bringen, davon Abstand nehmen und um Seine Hilfe bitten.

Die Bibel wahrt immer die Distanz zu Gott, ohne die wir uns gnadenlos selbst überschätzen. Deshalb wird sie vermutlich auch so abgelehnt. Die Protagonisten der Bibel werfen sich in Demut vor Gott nieder und beten zu Ihm.

Die menschliche, unreine Natur gebraucht alles, um sich auf die Schulter zu klopfen und sich größer zu machen als sie ist. Der immanente Stolz wird nicht gesehen, wenn man ihn nicht explizit fühlt. Er ist aber schon vom Prinzip her in diesen hochmütigen Gedanken enthalten. Solche Gedanken an sich sind bereits stolz. Und das ist auch der Grund, warum sie niemals aus der göttlichen Region kommen können.

Es ist die Verwirrung zwischen Relativität und Absolutheit, die herum geistert. Man behauptet, das Absolute (die Unendlichkeit des Geistes) sei die Wahrheit, und das Relative (Gedanken, Gefühle, das Erscheinende) sei im Prinzip unwahr (Samsara, Traum). Und das wird zur Doktrin erhoben. Man glaubt, weil man das Absolute geschmeckt hat, und es immer wieder schmeckt, dass alles Vergängliche relativ und damit gleichwertig, gleich wichtig bzw. unwichtig ist.

De spirituelle Lehre besagt, dass alles was erscheint, Materie, Gedanken, Gefühle, lediglich eine Art Täuschung sei, einzig das Absolute sei wahr. Aber es ist doch erstaunlich, denn auch diese Gedanken entstammen allesamt der relativen Welt des Denkens. Sie können also – wenn man diese Lehre ernst nimmt – gar nicht absolut wahr sein!

Man pickt also einige Gedanken heraus und erhebt sie als eine wesentliche Erkenntnis aufs Podest und behauptet, sie seien absolut wahr. Und darauf baut man sein weiteres Verhalten und Denken auf. Es sind aber doch auch nur Glaubenssätze und zeigt eindeutig, dass dies ebenso eine „Religion“ (ein Glaubenssystem) ist wie jede andere auch. Jeder Absolutheitsanspruch sollte da weichen.

Gott selbst kann jedoch nicht dem Relativen entstammen. Denn einzig und allein Gott könnte den Anspruch erheben, absolut zu sein: allwissend, allmächtig, alliebend. Wie können wir uns mit dem Schöpfer dieser phantastischen Welt vergleichen oder gar gleich setzen? Das ist wirklich Hybris (Vermessenheit).

Es ist so schade, denn diese Lehre führt manche Menschen dahin, gar nicht mehr zu beten, eben nicht mehr an etwas Höheres zu glauben. Das kann zu einer inneren Leere führen bis hin zu Depressionen. Man hat ja kein Ziel mehr fürs Gebet. Man glaubt ja auch nicht mehr an einen persönlichen Gott, der die Gebete empfängt und beantwortet. So kann man auch schon aufgrund seines Glaubens keine Gebetserhörungen erleben und auch nicht Gottes Wirken erfahren.

Der Geist, als den man sich zu erkennen glaubt, mag durchaus einen Geschmack von der Reinheit und Heiligkeit Gottes haben. Doch ist es besser, dabei nicht stehen zu bleiben, denn keines von Beides (weder Reinheit noch Heiligkeit) können wir halten. Wir sind immer noch unvollkommene Menschen – nicht durch und durch rein oder heilig. Warum nicht? Weil das Relative – all die dummen Gedanken und Gefühle – eben doch eine Realität haben und eine Wirksamkeit, um die Realität beeinflussen.

Es fühlt sich so toll an, endlich dieses scheinbare Ego los zu sein, frei zu sein von Schuld und Verantwortung, dass wir uns liebend gern sofort mit Gott verwechseln. Dabei ist diese Freiheit als ein Zustand vergänglich wie alles auf der Welt. Und das Traurige ist: darüber geht der eigentliche Sinn des Menschen verloren, nämlich den, dass er sich für Gott heiligen soll.

Heiligung ist ein Prozess des Herzens, der uns mit Gottes Hilfe mehr und mehr liebes-fähig macht. Das können wir nicht aus uns heraus schaffen. Das geht nur mit der Hilfe eines allmächtigen, alliebenden Gottes – der wir nicht selbst sind.

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